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11) Augustus als "Vater und Bewahrer" des Römischen Reiches

http://www.ruhr-uni-bochum.de/muenzsammlung/augustus/2444.jpg
Auch dieser Denar gehört wie die Münzen Nr. und 9 und 10 zu einer wahrscheinlich um das Jahr 18 v. Chr. in der Colonia Patricia in Spanien geprägten Emission anlässlich der Rückgabe der an die Parther verlorenen Feldzeichen.
Auf der Vorderseite sieht man am oberen Rand die Legende S•P•Q•R•PARENT, am unteren Rand CONS•SUO für S(enatus) P(opulus)q(ue) R(omanus) p(arent)i cons(ervatori) suo.  Der Schriftzug muss allerdings mit der Rückseitenlegende, die CAESARI AUGUSTO lautet und auch über den oberen und unteren Teil der Münze verläuft, zusammen gelesen werden: "Der Senat und das römische Volk ihrem Vater und Bewahrer Caesar Augustus".
Drei Symbole zieren die Vorderseite der Münze. Links hinten erkennt man die Adlerstandarte. In der Mitte sind eine toga picta (eine purpurne Toga, die mit goldenen Sternen verziert wurde) über einer tunica palmata (einer Tunika mit eingestickten Palmzweigen) dargestellt. Diese bildeten übereinandergezogen den Triumphornat, auch ornatus Iovis (Iuppiterornat) genannt, den der Triumphator während des Zuges trug. Auf der rechten Seite befindet sich der Lorbeerkranz mit Mittelmedaillon und Schleifen, den der den Kopf des siegreichen Feldherren schmückte und Teil der ornamenta triumphalia ist. Die Rückseite zeigt eine Triumphalquadriga, die im Schritt nach rechts fahrend abgebildet ist. Die Seitenverkleidungen der Quadriga sind mit Victorien verziert. Nur schlecht zu erkennen ist, dass die Stirnseite mit einem Giebel versehen ist, auf dem vier nach rechts galoppierende Pferde en miniature dargestellt sind.
Bemerkenswert bei diesem Denar ist, dass der Kaiser auf ihm als Person nicht erscheint. Es fehlt sowohl sein Porträt auf der Kopfseite; stattdessen werden die (abgelegten oder gar nicht erst angelegten) Triumphalinsignien gezeigt. Ebenso fehlt er selbst als Triumphator in der Quadriga (vgl. dagegen Tiberius in der Triumphalquadriga auf Münze Nr. 13!). Man erklärt dies mit der Nachricht, dass Augustus einen ihm angebotenen Triumph für die Rückgabe der Feldzeichen aus Bescheidenheit abgelehnt habe.
Die Bezeichnung des Augustus als „Vater und Bewahrer“ von Senat und römischen Volk ist keine Innovation des neuen Prinzipats, Schon der Sieger über Kinbern und Teutonen, Gaius Marius, wurde als „Bewahrer des Staates“ gefeiert, und Cicero beanspruchte für sich nach der Aufdeckung der Catilinarischen Verschwörung dasselbe Prädikat. Nach der langen Zeit der Bürgerkriege bekommt das Begriffspaar eine neue Bedeutung. Mit dem Staatsakt vom Januar 27 erhielt Augustus auch die „Bürgerkrone“ (corona civica) für die „Rettung der Bürger“ (ob cives servatos) aus der Not des Krieges (eines der häufigsten Themen der augusteischen Münzprägung, vgl. Münze Nr. 7). Von dort führt der Weg zur allumfassenden Bezeichnung des Augustus als „Neuschöpfer und Bewahrer" des Staates. Diese Idee wird dann 2 v. Chr. in den endgültigen und offiziellen Begriff des „Vater des Vaterlandes“ (pater patriae) geformt, wie er auf Münze Nr. 12 erscheint.

Inv.-Nr. 2444 (3,75g; Stempelstellung 6)
RIC I2 Nr.  99 
Christian Bublitz
Literatur:

  • Alföldi, Andreas: Der Vater des Vaterlandes im römischen Denken, Darmstadt 1971.

  • Kaiser Augustus und die verlorene Republik, Berlin 1988, S. 516.

  • Künzl, Ernst: Der römische Triumph. Siegesfeiern im antiken Rom, München 1988, S. 85-87.

  • Zanker, Paul: Augustus und die Macht der Bilder, 3.Auflage, München 1997.